Berlin – Die Pandemie ist nahezu beendet – Urlaub ist wieder möglich. Für die anstehenden Sommerferien wird eine starke Reisewelle erwartet. Aber wie verhalten sich dabei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus? Die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe gibt Betroffenen Tipps für die richtige Vorbereitung von Reisen.
„Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 können bei einer stabilen Stoffwechsellage grundsätzlich genauso verreisen wie jene ohne Stoffwechselerkrankung“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied der Organisation und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. Er rät insbesondere Eltern von Kindern mit Diabetes sowie Volljährigen im Vorfeld mit dem diabetologischen Behandlungsteam zu besprechen, was für den Urlaub bedacht, organisiert und geplant werden sollte. Dies gelte vorrangig für Personen, die seit Bestehen ihrer Diabeteserkrankung noch Reise-unerfahren seien.
Arzt und Krankenkasse konsultieren
Hierbei spielen unter anderem folgende Fragen eine Rolle: Sind Reiseart und Urlaubsziel geeignet? Wie groß muss der Vorrat an Medikamenten und Hilfsmitteln sein, die rund um die Diabetestherapie benötigt werden und was ist dafür gegebenenfalls mit der Ärztin oder dem Arzt und mit der Krankenkasse vorab zu besprechen? „Wir raten, die Reiseart an die körperliche Leistungsfähigkeit und entsprechende Vorerfahrungen anzupassen“, so Professor Haak. Zum Beispiel stelle ein Aktivurlaub mit dem Erlernen einer neuen Sportart höhere Anforderungen an die körperliche Belastbarkeit als eine Entspannungsreise.
Externe Aspekte berücksichtigen
Ferner können klimatische Veränderungen und Zeitzonenwechsel den Stoffwechsel und die Diabetestherapie stark beeinflussen: Während einer Kreuzfahrt mit Aufenthalten in tropischen Ländern kann sich die Glukosetoleranz verschlechtern: Nach den Mahlzeiten kann es daher zu einem stärkeren Glukoseanstieg als gewohnt kommen. In extremer Kälte oder Höhe hingegen entgleist der Stoffwechsel schneller als zu Hause. „Zudem verursachen Flug, Zeitverschiebung und eine neue Umgebung bei vielen Menschen Stress, der den Glukosespiegel ansteigen lassen kann“, betont Professor Haak. Darauf müssen Menschen mit Diabetes zeitnah reagieren, indem sie beispielsweise mehr Kohlenhydrate zu sich nehmen oder die „Insulin-“ respektive Tablettenmenge erhöhen. „Hingegen kann sich bei intensiven Sportarten wie Bergsteigen oder Wassersport die übliche Insulindosis deutlich verringern“, erklärt der Diabetologe. Um extreme Glukoseschwankungen zu vermeiden, empfiehlt er, die Glukosewerte während der Reise häufiger zu überprüfen als zu Hause.
Vorrat sicher verstauen
Vor dem Antritt der Reise sind folgende Fragen zu klären: Wie bringe ich den benötigten Therapievorrat im Reisegepäck unter? Was muss ich beim Transport von Diabetesmedikamenten bei der Anreise, aber auch bei der Lagerung vor Ort beachten? Bekomme ich in einer Notfallsituation im Ausland die gleiche Behandlung wie in Deutschland? „Menschen mit Diabetes nehmen idealerweise die zwei- bis dreifache Menge des voraussichtlichen Therapiebedarfs mit“, rät Professor Haak. Damit die Medikamente sicher am Reiseziel ankommen, sollten sie in einer Kühltasche transportiert und auch in der Unterkunft kühl gelagert werden. Bei Flugreisen muss zudem eine Bescheinigung zum Mitführen von Insulin und Co. ins Handgepäck. Für den Notfall empfiehlt es sich, stets einen internationalen Diabetes-Pass oder ein Dokument in der Landessprache des Urlaubslandes bei sich zu tragen, das über die bestehende Diabeteserkrankung Auskunft gibt.
Nützliche Links zum Thema:
Vordruck Ärztliche Bescheinigung für Flugreisen und Grenzkontrollen
Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe