Entzündlich-rheumatische Erkrankungen können der beruflichen Karriere schaden oder sie sogar beenden. Zwar stehen Betroffenen hochwirksame Therapien zur Verfügung, allerdings können diese nicht garantieren, dass Menschen mit Rheuma ihren Beruf auch weiterhin ausüben können. Dafür benötigt es individuelle Lösungen, die von den Betroffenen gemeinsam mit ihren Arbeitgebern entwickelt werden. Deri besonders einfallsreiche Konzepte und gute Verhältnisse zwischen Betroffenen und Arbeitgeber werden jährlich von der Initiative RheumaPreis gewürdigt. Dabei gehen jeweils 3.000€ an die Beschäftigten der Gewinner-Teams, während die Unternehmen jeweils eine Urkunde erhalten. Auch dieses Jahr findet eine Preisverleihung statt – Bewerbungen sind noch bis zum 30. Juni 2022 möglich.
Mit dem Motto „Rheuma Arbeit geben“ sprechen die Initiatoren des RheumaPreises in diesem Jahr gezielt auch die Arbeitgeberseite an. „Unternehmen haben viele Möglichkeiten, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen ihre wertvollen Fähigkeiten einbringen können“, sagt Professor Dr. med. Matthias Schneider, Direktor der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Mitinitiator des RheumaPreises. Bereits kleine Änderungen im Arbeitsablauf, Unterstützungen und Hilfsmittel – als Beispiel seien etwa ein kraftsparender elektrischer Locher genannt oder eine ergonomische Ausstattung des Arbeitsplatzes – könnten viel bewirken. Diese Fördermöglichkeiten seien vielen Rheumakranken und Arbeitgebern oftmals nicht bewusst.
Von nicht zu unterschätzendem Einfluss ist auch die Atmosphäre, die am Arbeitsplatz herrscht. „Ein vorurteilsfreies und offenes Arbeitsumfeld trägt wesentlich dazu bei, dass berufliche Teilhabe auch für Menschen mit Einschränkungen selbstverständlich ist“, sagt Donata Apelt-Ihling, Textilunternehmerin und Schirmherrin des RheumaPreises 2022. Hier seien auch die Betroffenen selbst gefordert, offen mit ihrer Erkrankung umzugehen, ihre Grenzen klar zu kommunizieren und auch Hilfe anzunehmen.
Wie es gelingen kann, ein kollegiales und von Respekt geprägtes Arbeitsklima zu schaffen, zeigen die Preisträgerinnen und Preisträger des vergangenen Jahres auf beeindruckende Weise. Als Adriana Anders im Jahr 2014 die Diagnose rheumatoide Arthritis erhielt, informierte sie sofort ihren Arbeitgeber, das Altenzentrum Hospital in Bad Hersfeld – denn es war klar, dass sie ihre bisherige Tätigkeit als Altenpflegerin nicht mehr würde ausüben können. Ein Wechsel in die körperlich weniger belastende Altenbetreuung machte es ihr möglich, weiter mit „ihren“ Bewohnern zu arbeiten; und für das Altenzentrum war es die Chance, ihre bewährte und beliebte Mitarbeiterin nicht zu verlieren.
Bereits in jungen Jahren erkrankte Kerstin Mahr an Morbus Bechterew. Als sie die Diagnose erhielt, war sie als Fremdsprachensekretärin beim Telekommunikationsdienstleister Colt Technology Services GmbH in Frankfurt angestellt. Eine ergonomische Büroausstattung, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Tage ermöglichten es ihr, nicht nur ihre Arbeit fortzuführen, sondern sich innerhalb des Unternehmens zur staatlich geprüften Betriebswirtin weiterzuentwickeln.
Auch bei Achim Rinderle, Klarinettist und Saxophonist, war es der Morbus Bechterew, der ihn mit heftigen Schmerzen in Rücken und Hüften dazu zwang, bereits mit Anfang 20 die Notbremse zu ziehen. Weniger Live-Auftritte und Touren, dafür eine erfüllende Tätigkeit als Instrumentallehrer an der Musikschule Oberallgäu-Süd – die ihn, wann immer notwendig, unterstützt – waren für ihn die ideale Lösung.
Im Beruf zu bestehen und Anerkennung zu finden ist ein wichtiger Aspekt der Lebensqualität – bei Rheumakranken nicht weniger als bei gesunden Menschen. Und auch die Arbeitgeberseite profitiert enorm, wenn erfahrene und engagierte Mitarbeitende im Betrieb gehalten werden können. „Der RheumaPreis soll dazu beitragen, den großen Mehrwert, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Rheuma für ihr Unternehmen haben, noch besser sichtbar zu machen“, so Apelt-Ihling.
Für den RheumaPreis bewerben kann sich jede/r berufstätige/r Rheumapatient/in. Einzelpersonen können ebenso teilnehmen wie Teams, Angestellte ebenso wie Auszubildende, Studierende oder Selbstständige. „Wie in jedem Jahr rufen wir auch die Arbeitgeber von entzündlich-rheumatisch Erkrankten dazu auf, eine Bewerbung einzureichen“, sagt Mitinitiator Schneider. Diese leisteten mit ihren Ideen einen wichtigen Beitrag zur rheumagerechten Gestaltung des Arbeitsumfelds.
Eine Bewerbung ist bis zum 30. Juni 2022 möglich. Die Bewerbungsunterlagen stehen online unter www.rheumapreis.de zum Download zur Verfügung.