Hannover – Bereits in den vergangenen Monaten mussten viele Allergiker besonders leiden. Bisher waren ungewöhnlich viele Baumpollen unterwegs. Von nun an sind auch Gräserpollen mit von der Partie. Aktuelle Untersuchungen* der KKH Kaufmännischen Krankenkasse haben ergeben, dass vor allem Erwachsene ab mittlerem Alter immer stärker von Heuschnupfen betroffen sind. Demnach sind die Arztdiagnosen in der Altersgruppe der 45-64- Jährigen von 2010 auf 2022 um 26 Prozent gestiegen. Aber auch bei den 65- bis 79- Jährigen lässt sich ein Anstieg von rund 44 Prozent erkennen. Am härtesten ist allerdings die Generation 80 plus betroffen – unter ihnen hat sich die Zahl der Heuschnupfennasen sogar fast verdoppelt.
Viele Betroffene quälen sich seit ihrer frühen Kindheit mit allergischen Reaktionen auf Pollen. Bei etlichen Patienten lassen die Beschwerden mit den Jahren jedoch nach oder verschwinden fast ganz. Häufig verstärken sich die Symptome im mittleren Erwachsenenalter wieder, was einerseits den Anstieg ab 45 Jahre erklärt. Andererseits werden Pollenallergien vermehrt erstmals im Erwachsenenalter diagnostiziert. Die Gründe dafür sind vielfältig. Bewegungsmangel und Übergewicht können ebenso eine Rolle spielen wie aktives und passives Rauchen sowie Vitamin-D-Mangel. Stubenhocker haben ebenfalls ein höheres Risiko, an allergischem Schnupfen zu erkranken, denn sie sind weniger widerstandsfähig gegenüber unterschiedlichsten Mikroorganismen.
Darüber hinaus kann auch der Klimawandel eine Rolle spielen. Es gibt kaum noch pollenfreie Monate, die Pollensaison beginnt immer früher. Die steigende CO2-Konzentration in der Luft regt die Pflanzen außerdem zu stärkerer Pollenproduktion an. Darüber hinaus lagern sich Umweltschadstoffe wie Ozon an den Pollen ab und machen sie zunehmend aggressiver. Sie lösen dann auch bei älteren Menschen allergische Reaktionen aus, die früher nie mit Heuschnupfen zu kämpfen hatten. Zum anderen können verunreinigte Pollen zu schwereren Symptomen und Krankheitsverläufen führen.
Heuschnupfen eher eine Frauensache?
Allergischer Schnupfen ist offenbar häufiger Frauensache. Ab dem mittleren Alter geht die Schere zwischen den Geschlechtern besonders weit auseinander: Laut KKH-Daten leiden etwa 40 Prozent mehr Frauen als Männer zwischen 40 und 75 Jahren unter den typischen Symptomen wie juckenden Augen, kribbelnder Nase und Niesattacken. Die Gründe dafür sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Ein möglicher Einflussfaktor ist das weibliche Hormon Östrogen. Es ist mitverantwortlich dafür, dass Frauen empfindlicher auf Allergene reagieren, angefangen von der ersten Regelblutung in der Pubertät über die Einnahme empfängnisverhütender Mittel oder eine Schwangerschaft bis hin zur Hormontherapie in der Menopause.
Bei Verdacht auf eine Pollenallergie rät die KKH, bei einem Spezialisten einen Haut- und Bluttest durchführen zu lassen. Rasches Erkennen und Behandeln ist wichtig, damit aus einem Heuschnupfen kein allergisches Asthma wird. Weitere Tipps, um juckende Augen und Niesattacken zu vermeiden:
- Pollenflugvorhersage beachten und bei Aufenthalten im Freien entsprechend berücksichtigen
- Pollenschutzgitter an den Fenstern anbringen
- Pollenfilter im Auto installieren
- Nase mit Hilfe einer Nasendusche spülen
- Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen
- Vor dem Zubettgehen Haare waschen
- Fenster nachts schließen
- Urlaub in pollenarmen Regionen wie im Hochgebirge oder am Meer verbringen
- Stark heuschnupfengeplagte Sportler sollten ihren Trainingsplan mit einem Allergologen absprechen und diesen nach der Pollenbelastung in der Luft ausrichten
- Wenn möglich direkt während oder nach einem Regenschauer trainieren
*Erläuterungen zur Datenanalyse:
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse hat bundesweit Daten zur Häufigkeit von ausschließlich pollenbedingtem Heuschnupfen (Diagnose Rhinopathie durch Pollen, ICD-10 J30.1) in den Jahren 2010 und 2020 ausgewertet. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit rund 1,6 Millionen Versicherten.
Quelle: KKH